Gab es deiner Familie weitere Bergbauarbeiter?
Ja, beide meiner Großeltern spielten eine Rolle im Bergbau. Mein Großvater war als Schlosser im Tagebau tätig, während der andere in der Zemak arbeitete und unter anderem Brikettpressen baute.

War der Weg zum Tagebau für dich vorbestimmt?
Tatsächlich war ich schon als Kind von der Arbeit meines Opas fasziniert. Sein tägliches Heimkommen von der Mittelschicht, etwa um Zehn oder halb Elf, ist mir als Highlight besonders in Erinnerung geblieben.

Was hat dich an seiner Arbeit fasziniert? Hat er dir etwas von der Arbeit mitgebracht?
Er erzählte immer von seinem Schlosserberuf, und wir begleiteten ihn manchmal auf Transporten. Es war vor allem das Erzählen, das mich beeindruckte. Mein Opa war Schlosser, genauso wie ich es heute bin. Ich habe dann auch bei der Mibrag meine Ausbildung gemacht. Anfang der 2000er Jahre war das der Jackpot: Lehrling bei der Mibrag. Damals warst du der große König, wenn du dort gelernt hast. Das war etwas ganz Besonderes.

Weil du wußtest, dass du auch übernommen wirst?
Die Übernahme war schon damals im Gespräch. Es hieß, sie übernehmen, zahlen gutes Geld, und der Job hat Zukunft. Zu der Zeit war es eine vielversprechende Aussicht.

Hat sich deine Sicht auf den Job und die Zukunft des Bergbaus geändert?
Die Arbeit selbst ist nach wie vor erfüllend, aber der Bergbau hat keine Zukunft mehr. Als Schlosser belastet man seinen Körper, und ich würde heute nicht mehr dazu raten, diesen Beruf zu ergreifen.

Woran arbeitest du als Schlosser?
Ich arbeite an allem, was sich im Tagebau befindet. Von Tagebaugeräten über Bandanlagen bis hin zu mobilen Geräten, Kohlenverarbeitung und Kohleverladung. Als Schichtschlosser decke ich eine breite Palette ab.

Was sind die größten Geräte, an denen du arbeitest?
Das Größte ist der Schaufelradbagger, der 2.000er, mit einem 2.000 Liter Schaufelinhalt. Das Schaufelrad hat einen Durchmesser von 14 Metern. Und in eine Schaufel passen 2.000 Liter hinein. Bei insgesamt 14 Schaufeln passt da schon ein bisschen was rein. Und die Kiste wiegt so im Ganzen irgendwo über 3.000 Tonnen.

Und was ist das Kleinste?
Irgendwelche Mobilgeräte oder ein Radlager, das sind so die kleineren Teile.

Wie viele Schlosser arbeiten in der Mibrag?
In meiner Schicht sind es sieben, insgesamt schätze ich knapp 100 Schlosser, wenn wir Werkstattbereiche einbeziehen.

Bewerben sich ausreichend Menschen auf die Ausbildungsplätze?
Schwierig. Handwerker sind gefragt, aber der Beruf hat einen schlechten Ruf. Viele meiden die Arbeit im Freien und im Schlamm.

Ist Südzucker automatisierter als der Bergbau?
Bei Südzucker gibt es viel Mechanik und Computertechnik, aber wenn es kaputt ist, muss ein Mensch reparieren. Automatisierung kann den Menschen nicht ersetzen.

Hast du seit 2003 Veränderungen in deinem Bereich beobachtet?
Ja, im Tagebau sind viele Geräte jetzt vollautomatisch. Es gibt weniger Betreiber pro Gerät. Großgeräte arbeiten teilweise mit Teilautomatik, aber der Mensch ist noch da, um bei Bedarf einzugreifen.

Ist der Mensch jetzt sozusagen der moderne Kanarienvogel?
Ja, in gewisser Weise. Früher saß eine Person auf den Geräten und bediente sie. Jetzt läuft alles automatisch. Der Mensch ist schneller in der Lage, unvorhergesehene Situationen im gewachsenen Boden des Tagebaus zu erkennen und sofort zu reagieren.

Gibt es Methoden, die Baggerschaufeln zu schleifen, ähnlich wie ein Messer, um effizienter in die Erde zu gelangen?
Die Schaufeln sind mit Zähnen aus gepanzertem Stahl ausgestattet, extrem hart. Wir verwenden spezielle Zähne, um sie zu brechen, besonders bei harten Kohle- und Sandschichten.

Wurde bei der Mibrag ausschließlich Braunkohle abgebaut?
Braunkohle war der Hauptfokus, da sie relativ tief liegt. Es gab zwar auch eine Phase, in der Ton abgebaut wurde – sowohl zu DDR-Zeiten als auch vor einigen Jahren. Aber der Tonabbau wurde mittlerweile eingestellt.

Wie lange gab es noch Tiefbau in der DDR?
Bis in die 1960er Jahre, dann wurde XXX stillgelegt und dient heute nur noch als Wetterschacht zur Entwässerung? In den 1950er Jahren wurde begann dann auch der Tagebau, so wie wir es jetzt kennen, der war deutlich effektiver als Tiefbau.

Kommst du mit der Kohle selber in Berührung?
Die Geräte bauen ja die Kohle ab, also werde ich auch zwangsläufig durch die Kohle dreckig. Wir müssen auch aufpassen, wenn wir etwas reparieren und Funken entstehen, dass die Kohle dadurch nicht anfängt zu brennen, während man darauf steht. Das ist vor allem im Sommer, wenn das Wetter schön ist. Wenn die Kohle lange liegt und Staub drauf ist. Da hat man schnell einen Flächenbrand. Flözbrand, das rennt weg, das schwimmt auf dem Wasser, so leicht ist der Kohlenstaub.

Was bedeutet Kohle für dich, und was magst du am Material?
Der Kohlegeruch ist besonders. Die tiefe Kohle, die nach faulen Eiern riecht, ist ein spezieller Geruch, den ich mag. Wenn man an Geräten arbeitet und die tiefe Kohle im Sommer ausdünstet, riecht es aktiv nach Kohle, ein schwer zu beschreibender, aber interessanter Geruch.

Es ist faszinierend, wie hart das Material ist. Beim Hacken oder Brechen mit Werkzeugen fragt man sich, wie man daraus Briketts machen kann. Der Brennvorgang ist auch interessant; wenn die Kohle staubt, brennt sie sofort. Die unterschiedlichen Teergehalte und Färbungen in den Kohleschichten, besonders in der jüngeren Kohle mit sichtbaren Holzstücken, beeindrucken mich. Die tiefere Braunkohle ist extrem hart, selbst Großgeräte haben Schwierigkeiten, sie zu durchdringen. Es gibt auch verschiedene Gewichte, von leichter junger Kohle bis zu festeren Klumpen, die jedoch leicht bleiben.

Ist das Schichtsystem noch das gleiche wie zu Zeiten deines Großvaters?
Es war schon immer eine rollende Woche von Montag bis Sonntag, rund um die Uhr. Der Tagebau musste immer laufen. Gerade in DDR-Zeiten. Im Moment sind es sieben Tage am Stück, acht Stunden jeden Tag. Entweder von 6.00 bis 14.00 Uhr, von 14.00 bis 22.00 Uhr oder von 22.00 bis 6.00 Uhr. Kraftwerke, die in Betrieb sind, brauchen ja kontinuierlich Kohle.

Planst du angesichts des Kohleausstiegs bereits eine berufliche Umorientierung?
Bisher nicht. Es geht ja noch bis 2030 weiter. Trotz der Diskussion um den Ausstieg wird Strom weiterhin gebraucht. Ich warte ab, wie sich die Dinge entwickeln. Aber die Mibrag befindet sich bereits im Wandel. Ein Kraftwerk in Wählitz wird mit Holzhäckseln betrieben. Die Mibrag versucht, ein Energiebetrieb zu bleiben, jedoch nicht mehr auf Braunkohlebasis. Die Zukunft ist unsicher, aber es gibt Bemühungen, in Richtung erneuerbare Energien zu gehen. Ein von der Mibrag unterstütztes Fraunhofer-Institut in Leuna forscht an der energetischen Verarbeitung von Braunkohle. Es gibt viele nutzbare Bestandteile in der Kohle, die auch zukünftig gebraucht werden, z.B. in Arzneimitteln oder als Kohlefaser.

Die Entwicklung von der mühsamen Spitzhackenarbeit unter Tage zur modernen Großtechnik hat die Effizienz gesteigert. Dennoch frage ich mich manchmal, ob es nicht leichtere Wege gibt, Energie zu gewinnen, angesichts des enormen Aufwands von der Gewinnung bis zur Verbrennung im Kraftwerk.

Ich teile die Meinung von Karl Adolf Riebeck, dem Begründer der mitteldeutschen Riebeck'schen Montanwerke, dass Kohle zum Verbrennen zu schade ist. Riebeck initiierte den Braunkohle-Boom und sagte Anfang des 20. Jahrhunderts, dass das Verbrennen von Kohle der größte Fehler sei, obwohl er selbst die Braunkohle ins Leben gerufen hatte.

Was lässt sich sonst noch aus der Braunkohle gewinne und herstellen?
Schon damals gewann man aus Braunkohle Teer. Beim sogenannten Verschwelen wird Kohle unter Luftabschluss verbrannt wird, um Teer zu gewinnen. Dieser Teer kann dann weiterverarbeitet werden, zum Beispiel zu Benzin oder Ölen wie Montanwachs. Es ist eine Art der energetischen Verarbeitung von Braunkohle.

Schwelereien sind heute umstritten, da sie giftige Schwelwässer erzeugten. Ein Beispiel ist ein altes Brikettfabrik-Restloch, das mit Öl und Phenol kontaminiert war. Aus der Kohle könne man mehr gewinnen als nur Verbrennung, aber es sei kostengünstiger, Öl auf dem freien Markt zu kaufen, und Umweltauflagen seien aufwendig. Die Technik sollte sich entwickeln, um die Kosten zu senken.

Nur hat keiner mehr an dieser Technik gearbeitet?
Nach dem Ende der DDR wurde diese Technik nicht mehr weiterverfolgt. Die DDR erhielt günstiges Öl aus Russland, was die Nutzung heimischer Braunkohle unrentabel machte. Die Braunkohleförderung hätte in den 1960er Jahren enden sollen, aber als Russland den Ölhahn zudrehte, erlebte die Braunkohle einen Aufschwung.

Die Zeit der Braunkohle ist also nicht zuende?
Mein Bauchgefühl sagt nein. Der Markt reguliert alles, aber die Nachfrage nach Strom bleibt. Solange wir keine effiziente Möglichkeit zur Speicherung haben, wird es weiterhin Braunkohleabbau geben. Ich bin keine Befürworter der Verstromung, aber es ist wichtig, dass Menschen die Realität sehen. Erneuerbare Energien sind gut, aber wir müssen auch bedenken, dass es Zeiten ohne Wind gibt. Wir müssen erst eine Lösung für die Speicherung finden, um einen kontinuierlichen Stromfluss zu gewährleisten.

Versuchst du mit deiner Familie Strom zu sparen? Du hast ja keinen Computer, aber vielleicht einen Fernseher?
Ich habe immer gerne ein Radio an. Natürlich spare ich. Auch, wenn LEDs nicht so lange halten, haben wir auf LED umgestellt. Obwohl ich der Meinung bin, dass Glühbirnen das schönere Licht machen. Ich lasse Wasser beim Zähneputzen nicht sinnlos laufen.

Wenn ich mir überlege, meine Oma hatte damals in der Wohnung eine Glühbirne, also in der Fassung waren nur zwei Stecker dran, da konntest du mal das Bügeleisen benutzen. Die hatte ein Radio und dann hörte es auf mit Strom. 50 Jahre später, geh mal in eure Wohnung. Das braucht alles Strom.

Der Mensch geht immer mehr in die Richtung Strom zu verbrauchen. Aber erzeugen wollen wir gerade nicht mehr. Es wird schwierig das umzustellen. Da sehe ich echt die Probleme. Das ist der Punkt, wo ich immer noch sage, ich glaube nicht daran, dass die uns so schnell den Hahn umdrehen. Weil sie es nicht können. Auch die Länder ringsherum, wo wir unseren Strom herbeziehen, sind in einer Marktwirtschaft. Wir kaufen den Strom ein. Auch nach uns, nach unserer deutschen Kohle wird es weiter Kohlestrom geben, weil wir ihn einkaufen. Also ein grünes Gewissen darf ja keiner haben, weil es nicht möglich ist.

Bei der Kohle hast du nicht das Gefühl, dass es eine Ressource ist, deren natürliches Ende du noch zu deinen Lebzeiten erleben wirst?
Nein, wenn ich sehe, wie viel Kohle noch in Deutschland vorhanden ist, müsste ich sehr alt werden, um das Ende zu erleben. Hier liegt noch genug. Allein in der Dübener Heide schätzt man, dass es bis zum Jahr 2200 reicht.

Du hast vorhin selbst gesagt, dass wer im Kohlebetrieb arbeitet, der größte Umweltsünder ist. Wie siehst du selbst das?
In der Öffentlichkeit wird der Kohleabbau oft stark kritisiert, und die Menschen, die dort arbeiten, werden als Umweltsünder betrachtet. Ich lasse die Leute reden und respektiere jede Meinung. Jeder kann seine Meinung äußern, aber ich wünsche mir auch Respekt für meine Ansichten.

Ich lade jeden gerne ein, sich das anzusehen. Die Leute haben immer noch den Vergleich zu früher, zu DDR-Zeiten. Selbst die Demonstranten, wenn sie bei uns sind, versuche ich anzusprechen. Sie behaupten, dass wir Mondlandschaften hinterlassen und die Natur zerstören. Ich frage sie dann, was sie machen, wenn sie nicht gerade hier im Tagebau demonstrieren. Sie sagen, dass es hier eine schöne Landschaft zum Baden gibt. Ich erkläre ihnen, dass es ein Tagebaurestloch ist. Dann denken sie darüber nach, es zu meiden und nach Leipzig zu gehen, aber das sind auch ehemalige Tagebaurestlöcher.

Bei uns, besonders im Osten, ist das Problem, dass die DDR vorher da war. Die DDR wird immer als Umweltsünder dargestellt, was teilweise stimmt, da sie alles genommen und wenig zurückgegeben hat. Die heutigen Umweltauflagen für den Tagebau sind jedoch enorm. Der Klimaeinfluss und die Schäden durch den Tagebau sind eigentlich nicht so schlimm. Wenn ich dich jetzt mitnehme und sage, wir gehen spazieren, zeige ich dir ein paar Ecken, und dann sagst du mir, ob es hier ein Tagebau war oder ist. Die wenigsten wissen es. Unsere Landschaft wurde durch den Tagebau auf den Kopf gestellt, aber die Leute fühlen sich wohl, weil es unsere Landschaft ist, die eigentlich schön ist.

Wir wollen jetzt von der Kohle weg, weil die dreckig ist, wegen CO2. Ich nehme das alles hin, das ist in Ordnung. Aber was ist dann, wie machen wir denn jetzt weiter? Wir sagen, ab dann ist Schluss, aber was machen wir denn bis dahin?

Ich las, dass die Mibrag auch viel renaturiert?
Jedes Unternehmen, das in Deutschland einen Tagebau betreibt, muss Geld für die Renaturierung zurückstellen. Sie sind verpflichtet, Rücklagen zu bilden, basierend auf der errechneten Laufzeit des Tagebaus. Das Geld für die Renaturierung ist also vorhanden.

Im Vergleich zur Steinkohle produziert die Braunkohle keine Gefahr, zum Beispiel für das Grundwasser?
Bei der Braunkohle befinden wir uns im Grundwasserbereich, und man entfernt die »schädliche« Kohle. Wir verwenden einen Aktivkohlefilter und einen Sandfilter am Pool. Das Wasser, das durchläuft, sollte theoretisch sauber sein.

Unsere Landschaft ist seit über 100 Jahren vom Bergbau geprägt. Ich finde diese Landschaft sehr faszinierend, wenn man aus Theißen kommt und die alte B91 in Richtung Deuben fährt. Alles geht hoch und runter. Diese Hügellandschaft hat ihren Ursprung in den Bruchfeldern des Tiefbaus. Mein Frau kam aus der Wittenberger Ecke und hat erst hier bemerkt, dass ihre Schaltung am Fahrrad nicht funktionierte, weil sie hier das erste Mal schalten musste.

Lass uns nochmal über Kohle sprechen, übers Geld. Du sagtest, als du bei der Mibrag angefangen hast, da war man der König. Auch beim Herrmannschacht hast du uns erzählt, dass die Leute mit dem schwierigsten, härtesten Job am meisten Geld bekommen haben.
Zu DDR-Zeiten gab es immer den Spruch: »Ich bin Bergmann, wer ist mehr?« Das war ein berühmter Spruch in der Propaganda, überall in Zeitungen und sogar als Bild in meinem Hausflur. Damit wurdenn für den Bergbau geworben. Die Arbeit war körperlich sehr anspruchsvoll, früher deutlich mehr als heute, aufgrund modernerer Technik und Werkzeuge. Dennoch war es immer ein gut bezahlter Job. Wer in der Kohle arbeitete, galt zu DDR-Zeiten als Gutverdiener, ebenso wie andere in der Schwerindustrie. Im Vergleich zu anderen körperlich arbeitenden Menschen haben sie immer gutes Geld verdient.

Es muss einen Grund geben, warum Kohle ein Dialektbegriff für Geld ist.
Es war damals eine andere Verteilung. Ingenieure erhielten oft das gleiche Gehalt wie Schichtführer oder Schlosser, weil Ingenieure keine Schwerstarbeit leisteten. Obwohl sie eigentlich höher qualifiziert waren, bekamen sie manchmal dasselbe Gehalt. Heutzutage würde ich das gerne ähnlich sehen, nicht unbedingt das gleiche Gehalt, aber diejenigen, die körperlich anstrengende Arbeit leisten, sollten angemessen entlohnt werden, egal in welchem Bereich.

Im Herrmannschacht wurde ja immer nur Braunkohle verarbeitet, daher war der Job im Trockenraum dann der am besten bezahlte Job?
Ja, die Angestellten, besonders die Anlagenfahrer, verdienten dort am meisten Geld. Es war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, bei 50 oder 60 Grad Raumtemperatur, hoher Luftfeuchtigkeit, Kohlenstaub und Dreck zu arbeiten. Nachts wurde natürlich auch gearbeitet. In diesem Raum hingen fünf Lampen mit je 500 Watt. Das Licht wurde von den Maschinen verschluckt. Kohle frisst unglaublich viel Licht.

Im Herrmannschacht steht eine 12 PS Dampfmaschine, die hat mal dieses komplette Werk angetrieben. Dann wurde es ein 30 KW Motor. Geht doch mal jetzt in so einen Großbetrieb wie Südzucker. Dieser Stromverbrauch ist immens. Dann Richtlinien, die sagen, wie viel Helligkeit ein Arbeitsplatz haben muss, sonst darf da keiner arbeiten.

Es wurde auch im Herrmannschacht schon von Anfang in Schichten gearbeitet?
Das war der Sache geschuldet, weil man mit Dampf, Temperatur und Metall arbeitete, und die Kohle warm und kalt war. Dies ist schädlich für Metall. Außerdem, wer viel produzieren will, muss auch viel arbeiten. Damals wurde bereits gutes Geld mit Briketts verdient, deshalb mussten die Arbeiter freiwillig produzieren. Wenn man in der Fabrik anfährt und anhält, dauert das. Ich kann nicht einfach den Dampf am Kohletrockner abstellen, weil er trotzdem eine Eigentemperatur hat. Wenn er dann heruntergekühlt ist, könnte die Kohle im Trockner anfangen zu brennen, weil sie einfach zu warm ist.

Musste die Kohle nach einer bestimmten Art und Weise brennen?
Es gab immer schon so etwas wie Qualitätsmanagement. Man hat überprüft, ob die Kohle ordentlich verarbeitet ist. Damals hat man ja mit seinem Produkt Geld verdient, im Gegensatz zu heute, wo es nicht mehr viele Lieferanten gibt. Früher gab es in Zeitz ungefähr 50 Lieferanten. Wenn die Kohle eines nicht taugte, ging man eben zum Nachbarn. Man hat immer versucht, das Produkt ordentlich herzustellen.

Wenn die Kohle zu wenig gepresst war, ist sie zerfallen und hat nicht lange gebrannt. Wenn sie jedoch zu stark gepresst war, hat sie nicht gebrannt, sondern nur vor sich hingeglüht und keine Wärme erzeugt.

Man riecht auch immer noch, wer mit Kohle heizt. Das ist ein ganz anderer Geruch als Holz, wenn du das verbrennst. Kannst du es beschreiben?
Das ist ein beißender Geruch, kräftiger als der Geruch von verbrennendem Holz.

Gibt es noch etwas, was du mir erzählen möchtest?
Ich finde es immer schade, dass wir so Schwierigkeiten haben, die Geschichte zu bewahren. Diese Kohlegeschichten werden alle von Ehrenamtlichen gemacht. Es ist schwer, das ganze Wissen, das über 300 Jahre gewachsen ist, was unsere Region ausmacht, zu bewahren und weiterzugeben.

Es wird zwar überall Propaganda gemacht, besonders hier im Herrmannschacht als Museum, aber es wäre schön, wenn von oben her mehr Geld oder Unterstützung kommen würde, um den Leuten zu helfen, die versuchen, dies hier zu bewahren. Der Steinkohleabbau in Deutschland ist beendet, und dort, wo er beendet ist, sieht man bereits, wie schwer es ist und wie viel vergessen wird.

Schau ins Erzgebirge: Sie sind stolz auf ihre Geschichte und bauen seit 50 Jahren nicht mehr ab. Alle wollen ins Erzgebirge, wegen der Bergmannslieder, der Bergmannsuniformen, der Schwibbögen – das alles ist Bergbau. Das Erzgebirge lebt das bereits, und vielleicht müssen wir hier noch hinkommen, aber es wird sehr, sehr schwierig in unserer Region. Wir sind sowieso schon durch Abwanderung geprägt, und das zeigt uns, wohin die Reise geht.

Ich wünsche mir also handwerkliche, tatkräftige Unterstützung. Glücklicherweise finde ich immer mal ein oder zwei Leute, die sich als Privatpersonen damit beschäftigen wollen, die sich sagen können: "Ich kümmere mich mit den anderen." Das müsste jedoch vom Land her kommen. Sie müssten sagen: "Wir gehen jetzt in die Richtung und überlegen, wie können wir diese Vereine unterstützen, sei es finanziell oder, wie in Deuben, indem sie vernünftige Räumlichkeiten bekommen." Dort haben sie Archive in der alten Schule und mehrere Klassenräume mit Unterlagen. Ältere Menschen verwalten das. Wenn diese Menschen jedoch sterben, wird viel davon vergessen und weggeworfen.